Friday, June 01, 2007

Superzellen-Monster und lange Rückfahrt

Hallo,

momentan sitzen Julian und ich bereits im Flughafen von Atlanta und vertreiben uns bis 16h25 die Zeit, dann nämlich geht unser Flug zurück nach Deutschland.

Hinter uns liegt eine sehr lange Fahrt vom Oklahoma Panhandle bis nach Dallas. Unser ursprünglicher Plan: den letzten Tag (Donnerstag also) gemütlich in Dallas/Fort Worth verbringen und uns die Stadt ansehen, evt. mit kleineren Shoppingeinlagen. Doch am Mittwochabend kristallisierte sich eine Änderung der Wetterlage hin zu einem "moderate risk" für schwere Gewitter und Superzellen im Bereich Südwestkansas und im nordwestlichen Zipfel von Oklahoma. Also setzten wir alles auf eine Karte und nahmen die stressige Unternehmung auf uns, Donnerstag bis zum Nachmittag von Dallas wieder nach Nordwesten zu fahren (gute 500 km) und dann in der Nacht zum Freitag wieder zurück.

Ja, eine ganz schöne Fahrerei, doch es hat sich gelohnt, denn wir konnten im Texas County eine riesige tornadische Zelle beobachten. Dieser Sturm war von der Struktur und von der Größe her noch beeindruckender als der Wakeeney, Kansas Sturm, der uns am letzten Dienstag den ersten Tornado brachte.

Da wir beide ziemlich müde sind, möchte ich diesen Blogbeitrag erstmal kurz halten. Anbei jedoch schonmal ein paar Bilder von gestern Abend. Während der Tornadowarnung für Guymon waren wir in der Stadt und hatten einen erstklassigen Blick auf Meso und Wallcloud. Die Bewegung über uns und die Stimmung waren extrem beeindruckend. Es hat einige Meilen westlich des Ortes auch für einen kurzen Tornado gereicht und nordwestlich unseres Standortes kamen im Niederschlagskern baseballgroße Hagelklötze herunter. Später wurden wir nach Einbruch der Dunkelheit südlich von Perryton, Texas noch von schweren Regenfällen, Blitzeinschlägen und Hagel bis 3 cm Korndurchmesser "erwischt".






Ciao,

Lars und Julian

Wednesday, May 30, 2007

Flash Flood, Tornadowarnung und ein Haboob

Hallo,

die letzten beiden Tage boten wieder sehr spannendes und vielfältiges Wetter. Wohl selten kann man innerhalb von weniger als 48 Stunden heiße 31°C und staubige Straßen und 13°C im Wolkenbruch, strahlende Sonne bei böigem Südwind und heftige Gewitter inklusive schweren Staubsturm so dicht hintereinander erleben, wie es bei uns der Fall war.




Am Memorial Day (Montag), an dem man in den USA den Gefallenen der letzten Kriege und der Veteranen gedenkt, begann der Tag für uns in McCook, Nebraska. Ein Slight Risk wurde vom Storm Prediction Center herausgegeben und wir stellten uns auf starke Gewitter, möglicherweise auch auf ein oder zwei Superzellen ein. Die Windscherung war jedoch etwas schwach auf der Brust, daher sollten es wohl eher Gewitter werden, die vor allem von kühlen, kräftigen Abwinden bestimmt waren und weniger von rotierenden Aufwinden, Tornados und dergleichen.

Nun fuhren wir gestern nach einem geselligen Plausch mit den Pächtern eines Days Inn-Motels in McCook (nach leckeren Sandwichen wurden gleich auch mal Kontaktdaten getauscht) gegen Mittag auf einem einsamen Highway nach Norden durch die hügelige, recht karge Landschaft. Bei kräftigem Südwind wehten immer wieder flache Wolken von Süden heran, darüber gab es zunächst bis auf einige Cirren wenig zu sehen. Julian und ich nutzten die Zeit, um uns ein bisschen zu bräunen und nach irgendwelchem Getier Ausschau zu halten. Bald jedoch bildete sich südwestlích unseres Beobachtungsortes ein kleiner Cluster von etwas stärkeren Zellen.

Diese Zellen, genauer gesagt, eine dicke Version, zog nur sehr langsam und es bildeten sich an den Flanken dieses Sturmes immer wieder neue Gewitter. Schließlich gab der National Weather Service für die ganze Region eine Flash Flood-Warnung heraus, da man von großen Regenmengen und Überschwemmungen ausging. Wir versuchten zwischenzeitlich, nach Norden Richtung North Platte zu kommen und fuhren sogar noch auf der Interstate 80 nach Westen. Da sich aber herausstellte, dass von Westen her nicht mehr so viel nachkommen sollte und sich die Gewitter bei uns in der Nähe immer wieder neu bildeten, entschlossen wir uns für eine Fahrt zurück in Richtung McCook. Diese Option führte uns auch mittenrein in die Flash-Flood-Geschichte, nach einiger Zeit kamen die Wassermassen so dicht vom Himmel, dass wir keine 20 Meter weit sehen konnten. Links und rechts sammelte sich auf Wiesen und Feldern das Wasser, der Himmel war dunkelgrau bis braun und immer wieder flackerten irgendwo über uns Blitze. Selbst etwas Hagel war dabei uns wir brauchten gute 30 Minuten, um aus diesem Wolkenbruch wieder herauszukommen.


Irgendwann hatten wir es dann doch geschafft und wir schauten von der Südkante her auf dieses (mit kalter Luft in unsere Richtung wehende) System, als wir über das weather radio vernahmen, dass es innerhalb einiger Stunden nicht weit von unserem Highway entfernt gut 175 Liter Regen auf den Quadratmeter geschüttet hat. Davon betroffen waren leider nicht nur ländliche Gebiete, sondern auch ein paar Dörfer in der Gegend.

Am Abend entwickelten sich am Süd- und Südwestrand (für die Mets: dank LLJ) neue, starke Zellen und eine wurde sogar tornado-bewarnt. Das haben wir uns aus der Nähe angesehen. Tatsächlich bildetete sich für etwa 15-20 Minuten eine Zirkulation aus, jedoch war die Luft in der Umgebung des Sturmes vom vorherigen Regen eher kühl und stabil, es ist also nichts aus der Tornadowarnung geworden. Schön zu beobachten war jedoch, wie sich die Zelle kurzzeitig sehr verstärkte und die Blitzrate in die Höhe ging. Immer wieder hämmerten auch grelle Blitze in den Boden.

Später am Abend boten uns weitere Zellen noch ein Feuerwerk, wie ich es selten gesehen habe. Es erinnerte an mehrere Stroboskoplampen, die wie verrückt flackerten... Fotos gibt es leider keine, dafür später aber noch Videos.

Am Dienstag dann machten wir uns recht zeitig in eine neue "Target area" auf, diesmal sah es nach den morgendlichen Daten nach Unwettern im Südwesten von Kansas und im Südosten von Colorado aus. Also ging es nach kleinem Frühstück (an dem auch eine Stormchaser-Tour von Roger Hill mit über 20 Leuten teilnahm) nach Süden in Richtung Garden City, Kansas. Dort angekommen stellten wir bei immerhin starkem Südwind und flachen Cumuluswolken fest, dass die Luft recht trocken war (Taupunkt: 14°C) und es nach Westen hin nicht mehr, sondern sogar weniger Wolken gab. Irgendwas stimmte nicht und ein neuerlicher Datencheck bestätigte unser Gefühl, das Slight Risk hat sich mal eben um gute 200 Meilen nach Nordwesten verschoben. Nach Superzellen sah es in unserer Region nun erstmal gar nicht mehr aus und daher fuhren wir wieder nach Norden zurück, ärgerlich, aber das Wetter lässt sich nicht immer in die Karten schauen. Über Colorado ging es derweil schon rund mit mehreren starken Unwettern und einigen Tornadowarnungen. Diese ganzen Gewitter sollten in den darauffolgenden Stunden weiter nach Osten und Südosten gen Kansas wandern.

Auf dem Weg nach Nordwesten über die Interstate 70 piepte das Weather radio wieder und es gab gleich mehrere Warnungen vor Orkanböen und Hagel aus einer riesigen Linie. Den Rand derselben erreichten wir dann westlich der kleinen Stadt Colby und es wurde im gesamten Westen und Nordwesten pechschwarz. Diese Walze bewegte sich mit 50 km/h nach Osten und der Wind fegte in der Böenfront dermaßen heftig, dass Unmengen von Staub und Erde nach oben gerissen und über die Landschaft verfrachtet wurden. Diese ganze Sturmfront veränderte sich langsam zum Staubsturm und der Himmel wurde unheimlich braun.

Bei Brewster ließen wir uns an einer kleinen Tankstelle überrollen und es wurde prompt stürmisch, kalt und überall war Staub, in riesigen Wolken wehte er über die Landschaft, der Wind wurde stärker und zerrte an Schildern und Büschen, in nahen Stromleitungen heulte es.
Nach einer ersten schwächeren Phase donnerten dann noch ein paar Böen über unseren Standort hinweg und weitere Massen an Staub, Erde und kleinen Steinchen wurden hochgerissen. Auf Video kann man die Dynamik des ganzen gut erkennen, das Schneiden der Clips muss aber noch warten.
Nach einiger Zeit machten wir uns wieder auf den Weg nach Osten (auch aus Sorge um unser Equipment wg. Staub) und versuchten, aus dem System herauszukommen. Viel später gelang uns das dann auch und wir landeten schließlich wieder mal in Hays, Kansas. Die Linie lag nun um 23h noch westlich der Stadt, während wir bei böigem Südwind und schwülen 20°C schnell etwas neben dem Motel ein paar Bierchen kauften. Beim Blick aufs Radar war klar, einer der intensivsten Teile der mittlerweile über 200 km langen Linie genau auf Hays zuhielt. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass wir nach unserem Tornado vom letzten Dienstag in Hays schon einmal einen schweren Downburst (Fallböen im Gewitter) mit 120-140 km/h erlebt haben. Sollte es diesmal ähnlich kommen? Die Warnungen klangen so, Böen über 100 km/h waren möglich. Nach wenigen Minuten ging es dann schon los, erst mit Staub, dann mit Wolkenbruch. Das Wasser wurde in Schwällen durch die Stadt gepeitscht, die Spitzenböen lagen hier in der Gegend bei 103 km/h.

Aktuell bläst es draußen noch immer heftig, das meiste ist aber durch. Auch wenn es nicht für einen Tornado gereicht hat (es gab heute fünf Meldungen, allerdings nur sehr kurzlebige Ereignisse in Colorado), so war es doch ein recht beeindruckendes Chasing.

Ciao,
Lars + Julian

Monday, May 28, 2007

Zu zweit von Dallas nach Nebraska

Hello again,

seit Freitag hat sich besonders räumlich bei uns wieder einiges getan. Zunächst einmal hat sich die Geschichte mit der (möglicherweise) giftigen Spinne im Mietwagen erledigt. Aber eines nach dem anderen. Nach unserer langen Fahrt nach Dallas in der Nacht zum Donnerstag kamen wir extrem übermüdet in unserem Motel an, schliefen gleich mal ein paar Stündchen (etwa von 9h30 bis 12h00 mittags im Schnitt), bevor wir uns beim nahe gelegenen Whataburger ein kleines Mittagsmahl gönnten. Auf dem nächtlichen Weg durch Oklahoma durchquerten wir die Kaltfront und am Donnerstag lagen wir in Dallas in der feuchtwarmen Golf-von-Mexiko-Luft bei brodelnden Quellwolken und etwa 29°C bei einem Taupunkt von rund 20°C. Die Scherung war hier unten in Nordtexas zwar viel geringer und auch die Dynamik des Troges war nicht mit den beiden vorherigen Tagen zu vergleichen, dennoch versprach der Kaltfrontdurchgang aus Nordwesten interessant zu werden. Zunächst mal nutzen wir vier aber die unzähligen Shoppingmöglichkeiten von Dallas/Fort Worth und suchen eine monströse Mall mit Namen Grapevine Mills auf. Dieses etwa 240 Geschäfte umfassende Areal kann man einen ganzen Tag lang durchstreifen und man merkt gar nicht, wie schnell die Kreditkarte anfängt, zu glühen. Na ja, ganz so schlimm war es nicht ;-).

Während wir in der Mall unterwegs waren, merkten wir an einem der sechs oder sieben Haupteingänge, wie sich der Himmel draußen schnell verdunkelte und es sehr windig wurde. Kaum waren wir auf dem Parkplatz, stellte sich heraus: die Kaltfront war da und sie brachte doch noch interessantes Wetter. Es dauerte nicht lange und wir fassten des Entschluss, mal ein paar Meilen quer durch die Metro area zu fahren und uns die Gewitterlinie näher anzuschauen. Die Zellen zogen dabei recht langsam und bald alarmierte uns das Weather-Radio über Flash-Flood-Warnungen für Teile von Arlington und Fort Worth. Nach zwei Tagen mit schweren Unwettern und Superzellen gab´s also quasi als Bonus noch wolkenbruchartige Regenfälle verbunden mit zahlreichen Blitzeinschlägen im Großstadtbetrieb von Dallas/Fort Worth. Binnen weniger Minuten haute es gut 30 Liter auf den Quadratmeter herunter und selbst die übergroßen Gullis (in denen laut Gerüchten auch schonmal ein ganzer Kleinwagen verschwunden sein soll) schafften den Ansturm der Wassermassen nicht. An einigen Stellen schwammen die Autos mehr durch die Straßen als dass sie fuhren.


Nach diesem nassen Erlebnis verbrachten Eric, Felix, Julian und ich den letzten gemeinsamen Abend in einem der besten Steakhäuser von Haltom City nahe Dallas und feierten unseren Urlaub und unsere "catches" der letzten Tage. Am Freitagvormittag brachten wir Felix und Eric schließlich zum Flughafen, ihr Urluab war leider schon zu Ende.

Julian und ich wechselten danach flugs den Mietwagen, nicht nur wegen der Spinne, sondern auch aus Platzgründen. Fortan fuhren wir in einem Nissan Murano durch die Lande und gleich am Samstag wieder weit in den Norden bis nach Kansas. Den gestrigen Abend verbrachten wir in Hays, einem kleinen Städtchen im Nordwesten des Staates. Aufgrund des Memorial Day-Wochenendes gestaltete sich die Motelsuche am Vorabend übrigens sehr schwierig. Nicht nur, dass alle Motels in Wichita, Kansas (eine Großstadt mit über 400.000 Einwohnern) komplett ausgebucht waren, nein, wir mussten noch bis nach Salina, Kansas rauf und dort ziemlich überteuert für etwa $85 (!) eine Nacht verbringen. Nun denn, heute fuhren wir recht zügig von Hays in den südwestlichen Zipfel Nebraskas und damit in einen neuen Staat auf unserer Liste. Für diese Region gab es vom Storm Prediction Center ein "slight risk" und im Laufe des Nachmittags bildeten sich bei starkem Süd- bis Südostwind und etwa 29°C auch erste Zellen. Die fuhren wir auch an und entdeckten dabei noch einen netten Badesee mitten in der hügeligen Prärie. Zum baden blieb jedoch kaum Zeit, denn bald zogen die Gewitter mit heftigem Regen und etwas Hagel durch.






Zum Abend gab es dann nördlich des kleinen Städtchens McCook noch ein paar sehr fotogene Gewitter, gepaart mit einem wunderschönen, farbintensiven Sonnenuntergang.

Morgen (Montag) am Memorial Day liegen wir wieder unter einem "slight risk" für Schwergewitter. Vorher dürfte sich bei etwa 30°C und heftigem Südwind aber noch eine Gelegenheit zum bräunen ergeben :-).

Ciao,

Lars und Julian

Friday, May 25, 2007

Superzellen und Blitzshow der Superlative

Hallo,

nach einer mehrstündigen Fahrt in der letzten Nacht sind wir am Donnerstagmorgen alle recht erschöpft in Fort Worth, Texas angekommen. Warum wir gleich so weit in den Süden gekommen sind, werde ich im weiteren Verlauf noch erläutern. Zunächst möchte ich unseren Leserinnen und Lesern jedoch erstmal die Ereignisse des Mittwoch näherbringen. Nachdem die heftigen Gewitter über Zentralkansas in der Nacht zu Mittwoch irgendwann nachgelassen haben, sind wir am Mittwochmorgen nach neuerlichem Auftanken und Einkaufen (man glaubt gar nicht, wie schnell Proviant wie Wasser, Obst und Kekse wieder aufgebraucht sein können) von Great Bend aus in Richtung Nordwest-Oklahoma aufgebrochen. Dort lag unsere "target area" für diesen Tag, auch das Storm Prediction Center hat für den Bereich Südwestkansas, östliches Texas Panhandle und für den Nordwesten Oklahomas ein Moderate Risk, also eine mäßige Gefahr für Schwergewitter und Tornados herausgegeben.

Über Dodge City ging es um die Mittagszeit nach Südwesten und schließlich nach Süden bis etwa nach Buffalo, Oklahoma. Dabei handelt es sich um eine sehr kleine Stadt, die genau wie die aar anderen Orte dort von endlosen Prärien und rötlichen Felslandschaften mit Büschen umgeben ist. Südlich von Dodge City durchquerten wir dabei die mittlerweile stationär gewordene Front, die u.a. am Dienstag in Kansas die Unwetter brachte. Südlich der Front standen wir am frühen Nachmittag zwischen Ashland, Kansas und Buffalo, Oklahoma wieder bei stark böigem Südwind in 28°C warmer und schwüler Luft.



Da wir in dieser sehr dünn besiedelten Region überhaupt keine Internetdaten zur Verfügung hatten und auh das NOAA Weather radio nur sporadisch ein Signal bekam, mussten wir uns die meiste Zeit auf unsere Augen verlassen. Der Himmel war am Nachmittag bei Buffalo mit dicken Quellwolken übersät und recht diesig. Andere Chaser hielten mit uns am Straßenrand an und wir erörterten kurz die Lage. Nach kurzer Zeit stelle sich heraus, dass wir genau am richtigen Ort lagen, denn eine Suerzelle hat sich etwas südwestlich von uns entwickelt und wir konnten bereits den mächtigen Amboss erkennen. Etwa bei dem kleinen Ort May sahen wir dann den Aufwind in seiner ganzen Pracht und schnell entwickelte sich eine rotierende Wallcloud, für uns die erste des Tages.




Die Wolken senkten sich immer weiter herab und Wolkenfetzen stiegen vom Boden her auf, doch für einen Tornado wollte es dann doch nicht reichen. Bald drehte der kräftiger gewordene Südostwind auf West und wurde deutlich kühler, ein eher schlechtes Zeichen. Eine Weile noch verfolgten wir den Sturm, der vom Wetterdienst mittlerweile auch mit einer Tornadowarnung versehen war, gen Norden. Neben uns sammelten sich noch einige andere Chaser, darunter die "Twister Sisters", deren Jagd von einem größeren TV-Team aufwänig dokumentiert wurde. Die erste Zelle des Tages schwächte sich ab und etwas südwestlich kam gleich ein neuer Gewittersturm nach, der zwar auch eine Wallcloud, jedoch keinen Tornado produzierte.

Nach einem Navigations-Fehler, der uns auf eine unbefestigten Straße (hier Mudroads genannt), eine ganze Weile nach Norden führte, beschlossen wir endlich nach Süden aus dem mittlerweile abgekühlten und bewölktem ´Gebiet nach Süden in Richtung nordöstliches Texas Panhandle (auf der Karte der "Pfannenstiel" ganz im Nordwesten des Staates) durch zu brechen. Dies gelang uns relativ gut und so konnten wir am Abend nahe Follett eine neue Superzelle beobachten (an die Mets: ein riesiger HP-Sturm). Westlich und südwestlich von Follett standen wir einem enormen Gewitter mit dunkelgrauer bis grünlicher Färbung und vielen Naheinschlägen gegenüber.




Schließlich zog dieser Sturm an uns vorbei und wir drehten wieder nach Osten und dann nach Norden ab, um in der mittlerweile einsetzenden Dunkelheit diese Zelle oder auch weitere Stürme beobachten zu können. Lange mussten wir nicht warten, denn unsere Zelle machte auch auf dem Weg nach Harper und Beaver County in Oklahoma munter weiter und lieferte ein beeindruckendes Blitzspektakel.


Weiter ging es nun nach Norden in Richtung Laverne und nun wurde es etwas unheimlicher. In der Dunkelheit zog westlich von uns eine Superzelle mit Tornadowarnung nach Nord bis Nordost. Auf der einen Seite konnten wir immer wieder im Schein der Blitze eine markante Wolkenabsenkung unter dem Aufwind (Wallcloud) beobachten, auf der anderen Seite hämmerten jedoch einige Kilometer von uns entfernt riesige Blitze bei völlig trockenem Wetter in die Erde. Nun galt es in der Nacht und mit wenig Daten eine sehr hohe Aufmerksamkeit zu bewahren, damit es keine Überraschungen gab.

Bald näherte sich der Sturm und es folgten Einschläge in der näheren Umgebung, teilweise so hell, dass sich die Spur der Blitze noch eine Zeit lang auf unserer Netzhaut eingebrannt hatte. Nach einigen Minuten traf uns Abwind mit starkem Regen und wir wollten erneut nach Osten knapp vor die Zelle.

Nach kurzer Fahrt gen Osten bei Buffalo stellte sich heraus, dass wir es nicht nur mit Abwind zu tun hatten, sondern mit wirklich starkem Sturm und der Wind kam dabei von unserem Standort mit Blick nach Osten gesehen her erst von hinten, plötzlich jedoch von links und etwa auf zwei Uhr formierte sich eine neue Wallcloud. Dies war eine recht brenzlige Situation, waren wir doch nahe an einer eventuellen Zirkulation und wir hatten schlechte Sicht. Es dauerte nur wenige Minuten, bis im Radio eine neue Tornadowarnung für genau diese Zelle herausgegeben wurde...

Die Zelle zog aber langsam nach Nordosten weg und wir folgten dicht hinterher um bei der nächsten Möglichkeit schließlich nach Südosten ausweichen zu können. Nach einer etwa 40-minütigen Fahrt Richtung Woodward versuchten wir dann gegen 1h30 in der FRüh in Woodward ein Motelzimmer zu erhaschen. Damit hatten wir aber Pech, die ganze Kleinstadt war ausgebucht und im Westen drohte eine massive Gewitterlinie. Die Stimmung war fast schon gespenstisch, als wir im Eingangsbereich eine Motels im Westen der Stadt bei kräftigem Südwind ständiges Geblitze am ganzen westlichen Himmel beobachten konnten...

Es dauerte noch etwa 20 Minuten, ehe uns dieser Komplex dann mit Sturmböen, Wolkenbruch und vielen Blitzen überquerte. Da wir in Woodward wirklich keine Option mehr auf ein Motelzimmer hatten und sich außerdem herausgestellt hatte, dass sich seit dem Abend eine möglicherweise giftige Spinne irgendwo in unserem Auto eingenistet hat (und wir in selbigem daher natürlich nich mehr übernachten wollten!), entschlossen wir uns für eine lange Fahrt nach Dallas, wo wir zum Glück schon am Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr in einem Motel bei Fort Worth einchecken konnten. Es waren schon sehr spannende 24 Stunden...:-)

Ciao,

Lars, Julian, Eric, Felix

Wednesday, May 23, 2007

Superzelle + Tornado, dazu 9 Stunden Unwetter

Hallo,

spät ist es heute geworden, diese Zeilen schreibe ich nach einem 9 Stunden-Chasing in Kansas. Es ist nach 2 Uhr in der Früh und daher fasse ich mich kurz. Wir erlebten heute das bislang beste Chasing, es gab das ganze Programm von einer Superzelle (erst Classic, dann HP) über einen Tornado bis hin zu einem massiven Gewittersturm mit Hagel und Überflutungen. Den Tornado beobachteten wir nördlich von Wakeeney, Kansas, den Gewittersturm anschließend im Raum Hays, Kansas. Dort gingen kurz nach unserem Eintreffen abends nach neun Uhr sogar die Sirenen an, da bei einer Zelle westlich des Ortes starke Rotation festgestellt wurde. Zum Glück für die Einwohner hat sich der Tornado nicht bewahrheitet, dafür tobte über dem Ort ein Sturm mit bis zu 140 km/h bei Wolkenbruch und Hagel. Wir mussten in einer Tankstelle Schutz suchen. Mittlerweile sitzen wir in einem Motel in Great Bend, Kansas, nachdem wir auf einer mehrstündigen Fahrt von Hays hierher mehrmals Hagel bis Golfballgröße, Nebel, Dauergeblitze und Sturm beobachten konnten. Ein perferkter Tag! Und heute (Mittwoch) steht ein Moderate Risk im Südwesten von Kansas und im Nordosten Oklahomas an, es sind erneut Superzellen und einige Tornados möglich.

Ciao,

Lars, Felix, Julian und Eric




Tuesday, May 22, 2007

Stürme im Oklahoma Panhandle

Der heutige 21. Mai brachte nach längerer Zeit des Wartens spannendes Wetter. Nachdem wir gestern Freunde in Arkansas City besuchten (auch dort gab es ein fantastisches BBQ inklusive leckerem US-Bier),


fuhren wir noch gestern Abend weit in den Westen von Kansas, genauer gesagt, in die Westernstadt Dodge City. Schon in Arkansas City wehte am Sonntag bei warmen 27°C ein böiger Südwind und die Luft wurde langsam feuchter und schwüler.

In der letzten Nacht wehte dann in Dodge City ein kräftiger Südwind und heute morgen wehten tiefe Wolkenfetzen mit einem Affenzahn über den Himmel. So ein Wetter ist an oder vor Tagen mit schweren Unwettern oft zu beobachten. Nach einem kurzen Abstecher in den Wal-Mart und in den Radioshack (Elektroladen) ging es am Montag Vormittag von Dodge City gen Süden Richtung Canadian, Texas.

Auf dem Weg dorthin trafen wir nur auf wenige Dörfer, dafür jedoch auf sehr viel Prärie, Buschland und Kühe :-). Der Wind wurde im Laufe des Tages noch stärker und wehte in Canadian schließlich so heftig, dass regelmäßig Staubwolken über Straßen, Wege und Parkplätze gefegt wurden. Werbeschilder und Bäume wurden wild hin und herbewegt. Nach kurzer Zeit des Wartens (und einem Burger für einige im Team) gingen dann nach Westen hin sehr schnell Gewitterzellen in die Höhe, in nur 10 bis 20 Minuten wuchsen die Wolken 10 km nach oben. Wir fuhren die Zellen von Südosten her an und stellten uns aufgrund der Labilitäts- und Windverhältnisse in der Atmosphäre auf starke Zellen mit viel Sturm und kleinerem Hagel ein. Kurze Zeit später war es dann soweit, nördlich von Perryton startete der Alarm unseres Weather Radios und die ersten Warnungen wurden herausgegeben. Anschließend zog eine Gewitterlinie (für die Mets: wahrscheinlich kleines Bow) von Südwest nach Ost bis Nordost über die endlos weite Landschaft und brachte u.a. die folgenden Eindrücke zustande.






Insgesamt drei Mal ließen wir uns überrollen, jeweils mit Sturm und Hagel bis 2,5 cm Durchmesser und später auch heftigen Blitzeinschlägen. Auch ein paar andere Stormchaser waren unterwegs und man grüßte sich natürlich jedes Mal :-). Die Gewitter von heute sind jedoch eher eine "Vorspeise" zu dem, was am Dienstag in vielen Teilen von Kansas erwartet wird. Wir sind gespannt, was uns Mutter Natur bieten wird.

Ciao,
Lars, Eric, Julian, Felix

Sunday, May 20, 2007

Chaserparty bei Rocky Rascovich



Da sind wir wieder und diesmal melden wir uns aus dem schönen Norman, Oklahoma. Norman ist eine Universitätsstadt südlich von Oklahoma City (kurz OKC) und Sitz der meisten Vorhersage- und Forschungszentren für Meteorologie und hier besonders für severe weather.

Zwei Nächte lang "residierten" wir in unserer eigenen Cottage, eingebettet in einem netten Park. Jeder hat sein eigenes Schlafzimmer, eingebaute Küche gibt´s auch und zwei Fernseher sowieso. Gestern waren wir nicht nur auf dem Weg durch OKC sondern auch in den kleinen Vorort Piedmont. Dort findet jedes Jahr ein großes Chaserpicnic statt, bei dem ein Haufen bekannter US-Chaser bei Burgern, Buffet und Dr. Pepper (und ähnlichem) zusammensitzt und sich austauscht. Ein Höhepunkt waren die zahllosen, mitunter wirklich grandiosen Videos von Stormchaser-Berühmtheiten wie Jim Leonard, Scott Currens oder auch Olivier Staiger (auch Klipsi genannt). Etwa 60 Leute waren gestern dort und für uns bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit, mit unseren "Kollegen" hier in den Staaten zu plaudern und ein paar Erfahrungen auszutauschen. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass die Chaser in den Plains oftmals in einer ganz anderen Liga spielen, als wir in Deutschland. Die Location der Party, das Haus von Rocky Rascovich, ist nur idyllisch am Rande der Metro area mitten in der Prairie gelegen, neben dem riesigen Grundstück mit Pool gibt´s gleich noch die eigene Pferdekoppel. Die Gegend bietet aufgrund seiner Lage einen enormen Weitblick in alle Himmelsrichtungen und Rocky´s Frau berichtete uns auch gleich von den nahen Begegnungen mit einigen Tornados, die sie von ihrem Garten aus schon beobachten konnten.


Am heutigen Sonntag besuchen wir nun Freunde in Arkansas City, Kansas und ab morgen werden wir dann mehr oder weniger in einen ausgeprägten Chase-Modus wechseln, denn die nächsten drei Tage versprechen spannendes Wetter mit Superzellen-Potential von Nebraska bis Nordwesttexas :-)

Ciao,

Lars, Eric, Julian und Felix