Eine Menge Meilen haben wir in den letzten Tagen seit dem letzten Samstag zurückgelegt. Nicht, weil es Stürme zu sehen gab, sondern vielmehr weil wir einige Attraktionen der Gegend sehen wollten und dafür auch mal einige Strecken auf typischen Highways (endlos weit, Hügel nach Hügel, rechts daneben Hochspannungsmasten) in Kauf genommen hatten.
Etwas gelitten hat der Blog, doch nun wird es wirklich Zeit für eine Aktualisierung, andernfalls würden sich hier noch einige Spinnweben bilden. Mit ein Grund für das lange Ausbleiben eines neuen Eintrags war das doch etwas deprimierende Wetter (aus der Sicht eines Stormchasers!). Kurz ein fachlicher Einwurf: Ein großer quasi-stationärer Keil über den Rockies und dem Intermountain West, welchem ein absolut festgenageltes Höhentief bei den Great Lakes gegenüber steht, bedeutet für die Plains eine nordwestliche Höhenströmung...und es bedeutet ruhiges, oft sonniges und mildes Wetter. Wobei mild in diesem Fall z.B. in Oklahoma Temperaturen von 25 bis 30°C bei niedriger Luftfeuchte bedeutet. Denn hier ist man im Hochsommer noch ganz andere Wärmegrade gewohnt. Bis auf eine marginale Chance am Red River Valley, genauer gesagt in Gainesville, Texas, war in den letzten Tagen eigentlich gar nichts los.
Nach unserem Besuch der Indian City bei Anadarko, Oklahoma am Samstag bei brutzelnden 31°C (siehe Bilder) ging es dann abends also noch weiter nach Süden bis nach Gainesville. Zur Indian City sollte ich noch sagen, dass es sich dabei um ein größeres Areal knapp südlich von Anadarko handelt, wo es eine Art Freilichtmuseum gibt, in dem man in etwa einer dreiviertel Stunde einen kleinen Teil der indianischen Geschichte und eine Übersicht über die verschiedenen Stämme bekommt. Wir bekamen sogar eine kleine "Privatführung" durch das Gelände und die wurde von "einem echten Indianer" geleitet. Alles in allem war das zwar etwas touristisch, doch das Gespräch mit dem Indianer war schon sehr nett und aufschlußreich. Wer sich mit der Kultur der Indianer Nordamerikas nicht so sehr auskennt, sollte vielleicht also dort, in Anadarko, anfangen, denn hier gibt´s außer Indian City auch noch die Indian Hall of Fame. Mit unserem Trip nach Gainesville, Texas hätten wir auch mal kurz in diesem größten Bundesstaat der USA Halt gemacht. Die Luft war in Anadarko und Umgegend den ganzen Tag über trocken, doch auf unserem Weg nach Süden ging es durch eine schwache Kaltfront, südlich dieser fanden wir uns in einer deulich feuchteren Luftmasse wieder. Wenn man dann die Tür des innen klimatisiert kühlen und trockenen Jeeps öffnet, ist die Waschküchenluft am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, dann aber bald ganz angenehm (besonders für die Haut, wie mir Kerstin auch mehrmals bestätigte). Für diese Region und für ganz Nordosttexas gab es an diesem Samstagabend noch ein SLGT risk des SPC. Labilität und Windscherung waren recht gut, aber es fehtlte am Auslöser, am "Trigger". Über unseren Köpfen entstanden nur ein paar wenige TCU, die sich dann etwa 60 Meilen weiter östlich zu ersten CB`s ausbildeten. Eine Superzelle gab´s schließlich auch einige Counties weiter östlich, bei Dunkelheit in waldreichem Gebiet. Diese Zelle schmiss auch einige Zeit golfballgroßen Hagel...für uns zu spät und etwas zu weit weg.
Stattdessen machten wir an diesem Abend in Gainesville noch Bekanntschaft mit einigen übergroßen Moskitos und Hirschkäfern. Auch die eine oder andere Heuschrecke versuchte mal, in unser Motelzimmer zu gelangen. Jeglichen Eindringversuch konnten wir aber recht erfolgreich abwehren.
Der Sonntag war dann ein Tag, den wir eigentlich nur im Auto verbrachten. Es galt eine Strecke von Gainesville nach Kansas City zu bewältigen (also quer durch zwei Bundesstaaten) und das an einem Tag. Das war eine fast achtstündige Fahrt! Der Grund für den plötzlichen Satz nach Norden: Steffi, eine unserer zwei eifrigsten und recht talentierten Fotografen, musste leider am Montag wieder heimwärts fliegen und zwar von Kansas City aus. Der Rest des Teams war dagegen, wir überlegten uns schon Krankheiten, die wir beim Anruf an ihrer Arbeitsstelle angeben konnten, um den Grund ihrer verlängerten Abwesenheit zu rechtfertigen...
Montag war ein kühler, sehr windiger und bewölkter Tag in Kansas City aka KC. Und ein Tag des Abschieds. Steffis Flieger ging am späten Vormittag und den Rest des Tages verbrachten wir recht chillig (also dem Wetter angepasst) in der KC metro area, das ist nicht das U-Bahn-Netz, sondern so nennt man die Ballungsräume der größeren Städte hier. Am späten Nachmittag suchten wir noch die Valley west mall auf, eine Mischung aus riesigem Einkaufcenter und Freizeitpark, aber sehr schön angelegt. Dieses ca. 400 Hektar (!) große Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kansas City Speedway (Rennstrecke) war gerade erst fertig geworden.
Mittlerweile sind wir in Iowa angekommen (der fünfte Bundesstaat auf unserer Reise). Wir haben die letzte Nacht bei Freunden in Ames (nördlich von Des Moines) verbracht. Endlich mal keine Motelatmosphäre, sondern ein echtes, altes amerikanisches Haus mit Veranda und jeder Menge Grün drumherum. Gestern versuchten wir übrigens nochmal unser Glück mit einem SLGT risk ganz im Osten Richtung Nord-Illinois, doch die Zellen, die eigentlich an einer von Nordwest nach Südost ziehenden Kaltfront über Ost-Iowa entstehen sollten, kamen nicht. Nur einige TCU, mehr Action gab es ganz weit im Osten über Illinois, das war uns zu weit. Immerhin sahen wir bei stürmischem, warmem Nordwestwind die Rückseiten der Aufwindtürme.
Nun denn, heute haben wir wieder einen "Guide", ein Bekannter von mir aus Iowa wird uns die regionalen Besonderheiten zeigen und mit etwas Glück gibt es sogar noch einen Besuch bei WHO-TV, einem Fernsehsender, bei welchem wir die 17-Uhr-Nachrichten und das Weather Center live mitverfolgen dürfen :-). Tja, manchmal helfen Verbindungen eben...
Die Verbindung zu Petrus war seit dem 9. Mai eher mies, doch das Wochenende verspricht besser zu werden.
Bis denn,
Lars und die "Crew"